Fotografieren im Wald – Königsdisziplin der Landschaftsfotografie

Fotografieren im Wald – Königsdisziplin der Landschaftsfotografie

Egal ob es schneit, regnet oder die Sonne scheint ­– der Wald hat bei jedem Wetter und zu jeder Jahres- und Tageszeit ein grosses Potenzial für besondere Aufnahmen. Viele Fotografen trauen sich dennoch nicht an die Fotolocation «Wald» heran. Grund dafür ist, dass das Fotografieren im Wald zu den schwersten Disziplinen der Fotografie zählt. Der ideale Bildaufbau und die richtigen Lichtverhältnisse für gelungene Waldaufnahmen sind dabei am schwierigsten zu meistern. Allerdings sollten Sie sich von dieser Aussage auf keinen Fall abschrecken lassen.

Warum Sie die tiefstehende Sonne nutzen sollten und welche Wirkung ein bisschen Nebel am Morgen auf das Bildmotiv hat, wird unter anderem im Folgenden geklärt. Überdies erhalten Sie zahlreiche Tipps, wie Sie mit einem perfekten Foto von Ihrem Waldausflug zurückkehren.

Vorbereitung und Kameraausstattung für den Waldausflug

Zur Ausrüstung für den Waldausflug gehört natürlich festes Schuhwerk mit einer rutschfesten Sohle. Wenn es regnet, sollten Sie sich zusätzlich mit Regenjacke, einer wasserfesten Überhose und Hut ausstatten. Ausserdem empfiehlt sich eine lange Wander-/Trekkinghose. Auch bei schönem Wetter sollten Sie eine lange Hose und Socken tragen, da diese Sie sowohl vor stacheligen Pflanzen als auch vor Zecken schützen.

Natürlich darf eines dem Fotografen nicht fehlen: die Kamera. Zum Fotografieren im Wald können Sie eine Kompaktkamera, Systemkamera oder eine Spiegelreflexkamera nutzen. Letztere zeichnet sich durch eine Vielzahl an Einstellungsmöglichkeiten aus. So können wichtige Parameter wie Belichtungszeit, Blendenwert und ISO manuell an die schwierigen Bedingungen im Wald angepasst werden. Kompaktkameras verfügen dagegen oft über diverse Modi mit Voreinstellungen für verschiedene Situationen und Fotomotive, die bei schlechtem Licht jedoch schnell an ihre Grenzen stossen.

Ergänzend eignen sich ein Stativ, ein Fernauslöser, Filter und verschiedene Objektive für das Fotoequipment im Wald. So verstärkt ein Weitwinkelobjektiv die Grössenverhältnisse zwischen Vorder- und Hintergrund, das Teleobjektiv hingegen verdichtet oder stellt Objekte frei. Für Nahaufnahmen nutzen Sie das Makroobjektiv. Zur Verstärkung des Blattgrüns und des blauen Himmels sowie zur Reflexionsreduktion können Sie einen Polarisationsfilter nutzen. Bei Waldaufnahmen kann aber auch der Einsatz eines Grauverlauffilters für eine besondere Stimmung in den Aufnahmen sorgen. Die Kamera und das Zubehör verstauen Sie idealerweise in einer Fototasche oder einem Rucksack mit integriertem Regenschutz.

Kameraeinstellungen beim Fotografieren im Wald

Grundsätzlich müssen die Parameter ISO Wert, Blende und Belichtungszeit aufeinander abgestimmt werden. Die jeweils idealen Werte bekommen Sie am besten durch Ausprobieren heraus. Wenn Sie im Wald mit Stativ fotografieren, können Sie eine längere Belichtungszeit wählen und somit den Standardwert des ISO (zwischen 100 und 200) beibehalten. Einen höheren ISO Wert, eine geringere Belichtungszeit und den Bildstabilisator benutzen Sie bei flexiblen Aufnahmen ohne Stativ.

Grundsätzlich sollten sich die ISO Werte aber in moderaten Bereichen befinden, da bei zu hohen Werten schnell Bildrauschen entsteht. Für die Blende gilt: je geschlossener diese ist, desto grösser die Schärfentiefe im Bild. Nutzen Sie für perfekte Aufnahmen den manuellen Fokus und zur Kontrolle der Belichtung das Histogramm als Hilfestellung.

bunte Blätter

Besondere Lichtverhältnisse im Wald

Im Wald herrschen grosse Lichtunterschiede. Während bei Sonnenschein völlig überbelichtete oder komplett schwarze Flächen das Ergebnis sein können, bietet bedeckter Himmel einen viel kleineren Dynamikumfang.

Verwackelte und unscharfe Bilder können die Folge von spärlichem Licht sein. Kontrollieren Sie daher Ihre Ergebnisse auf dem Display und stellen Sie probieren Sie einen höheren ISO Wert aus, wenn die Aufnahmen unscharf sind. Idealerweise arbeiten Sie mit lichtstarken Objektiven und grosser Blendenöffnung, allerdings sind diese sehr kostenintensiv.

Mögliche Perspektiven und Motive fotografieren

Wechseln Sie Ihre Perspektive und sorgen Sie somit für Abwechslung in Ihren Aufnahmen – mal ein Foto aus der Hocke, mal liegend oder mal im Sitzen. Frosch- und Vogelperspektive machen Ihre Fotos erst zu besonderen Aufnahmen. Damit Sie sich nicht direkt auf den Waldboden legen müssen, können Sie einen Plastiksack als Unterlage einstecken.

Halten Sie Ausschau nach Details. Ein Wald hat unglaublich viele faszinierende Motive zu bieten. Wurzelstöcke, alte und junge Bäume, kleine Pflanzen wie Farne oder Moose, Wurzeln, Blätter, Spinnennetze, Pilze, Waldtiere, altes und junges Holz, Bäche und Steine sind nur eine kleine Auswahl des Waldes.

Farben und Stimmung des Waldes wirkungsvoll einfangen

Nebel – Mystische Waldbilder

Die mystische Stimmung im Wald können Sie nur in einem begrenzten Zeitfenster, bevorzugt in den frühen Morgenstunden, schiessen. Durch die spezielle Kombination aus tiefstehender direkter Sonne und unterschiedlich dichtem, aufreissendem Nebel entsteht eine geheimnisvolle Atmosphäre. Machen Sie unterschiedliche Aufnahmen, mal mit der Sonneneinstrahlung von der Seite und mal mit Gegenlicht. Noch mystischer wird die Stimmung, wenn sich Elemente wie reifbedeckte Spinnweben, Moosböden, Farne, lockeres Unterholz, Raureif und Tautropfen auf dem Bild befinden. Ein besonders interessantes Fotomotiv ist die Kombination von jungen und alten Bäumen auf einem Foto.

Schlechtes Wetter gibt es nicht

Regenwetter ist definitiv kein Grund zum Verzweifeln. Ganz im Gegenteil, wenn es geregnet hat, erstrahlt der Wald in satten Farben. Der Wald ist bei dieser Wetterlage oftmals gleichmässig ausgeleuchtet, die Kontraste sind gering und die Farben besonders kräftig. Alles wirkt frischer.

Auch der Herbst und der Winter sorgen mit fliegenden Herbstblättern und eingeschneiten Nadelbäumen bei tieferstehender Sonne für einzigartige Aufnahmen.

Wenn die Sonne scheint

Die Kombination aus Schatten und Lichtspielen sorgt für besonders schöne Bokeh-Effekte bei Gegenlichtaufnahmen. Sowohl in den frühen Morgenstunden, als auch in den frühen Abendstunden sorgt Sonnenschein bei Gegenlicht für schöne Stimmungen. Direktes Sonnenlicht hingegen bringt kräftige Farben und dramatische Schatten hervor.

dunkler Wald
  • Am besten fotografieren Sie im RAW-Format. So besteht die Möglichkeit, die Fotos im Nachhinein noch detaillierter als in ein JPEG-Foto am Computer zu bearbeiten und zum Beispiel den Dynamikumfang des Motivs zu vergrössern.
  • Damit Ihnen das perfekte Foto nicht entgeht, empfiehlt sich das Arbeiten mit Belichtungsreihen.
  • Nehmen Sie sich bei der Motivauswahl und Bildgestaltung genügend Zeit. Scannen Sie Ihre Umgebung, machen Sie Detailaufnahmen bei denen Sie mit geringer Schärfentiefe arbeiten.
  • Gehen Sie bei unterschiedlichen Wetterverhältnissen in ein bestimmtes Waldstück und lassen Sie sich von verschiedenen Eindrücken fesseln.
  • Nutzen Sie vertikale, horizontale und diagonale Linien wie Waldwege, Bachläufe oder Baumreihen. Nutzen Sie beispielsweise einen Blättervorhang mit Öffnung als natürlichen Rahmen für das Motiv und lenken somit gezielt den Blick des Betrachters.
  • Bringen Sie Ordnung ins Bild. Ein gelungener Bildaufbau ist für die Bildwirkung entscheidend. Er verleiht dem Bild Tiefe und lenkt den Blick des Betrachters gezielt in bestimmte Bildbereiche. Nutzen Sie Vorder-, Mittel- und Hintergrund.

Fazit

Bei Ihrem Ausflug in den Wald sollten Sie sich in angemessener Weise verhalten. Vermeiden Sie Lärm, zünden Sie kein Feuer, nehmen Sie Ihren Müll mit und verletzen Sie die Pflanzen nicht. Das Abreissen störender Äste hilft Ihnen nicht das perfekte Foto zu erhalten.

Im Wald können Sie bei jedem Wetter, ausgenommen bei Gewitter und Sturm, schöne Aufnahmen machen. Je nach Jahreszeit können Sie unterschiedliche Impressionen einfangen. Ein Wald hat unzählige tolle Fotomotive zu bieten. Mit ein bisschen Übung können Sie auch mit dem wenigen Licht und dem hohen Kontrast umgehen. Bringen Sie Licht in das Waldchaos, indem Sie einzelne Objekte gezielt in Szene setzen.

Der Wald hat viel zu bieten. Sie können Ihrem Hobby nachgehen, frische Luft tanken und die Ruhe geniessen. Schnappen Sie sich Ihre Kamera und machen Sie sich am besten gleich auf den Weg in den nächsten Wald.

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