Landschaftsfotografie – Berge richtig fotografieren

Landschaftsfotografie – Berge richtig fotografieren

Die Berg- und Gebirgsfotografie wird als eine besonders faszinierende Art der Fotografie angesehen. Wandern und Fotografieren ergänzen sich perfekt. Ein Fotoausflug in die Berge kombiniert Anstrengung und Entspannung. Egal ob Himalaya, Alpen, Anden, Rocky Mountains oder Karpaten – jede Gebirgskette hält Ihre besonderen Impressionen bereit. Für den Ausflug in die Berge ist eine Kombination aus alpintauglicher Ausrüstung und körperlicher Fitness gefragt. Für die Anstrengung werden Sie anschließend mit einem einmaligen Ausblick und eindrucksvollen Fotomotiven entschädigt.

Außerdem können Sie bei der Bergfotografie Ihre volle Kreativität entfalten. Damit Sie das ideale Bild nicht verpassen, sollten Sie sich bereits gut mit den Werkzeugen eines Fotografen, wie Blende, Belichtungszeit und Iso-Empfindlichkeit, sowie deren Wirkungen und Zusammenhänge auskennen und diese zielgerichtet einsetzen können.

Vorbereitung und Kameraausstattung für den Ausflug ins Gebirge

Wenn Sie einen Fotoausflug in die Berge geplant haben, sollten Sie Ihre Ausrüstung auf das Minimum reduzieren. Sortieren Sie aus, was Sie nicht unbedingt benötigen. Anstatt auf eine Schultertasche, sollten Sie auf einen richtigen Kamerarucksack zurückgreifen, damit das Gewicht auf Ihren Schultern gleichmäßig verteilt wird. Zur Wanderausstattung gehören neben Lebensmitteln und Getränken auch ein Stativ, Kamerazubehör (Akkus, Speicherkarten), verschiedene ausgewählte Objektive und natürlich die Kamera. Für Schlechtwettertage sollten Sie den Regenschutz nicht vergessen.

Achten Sie bei der Wahl Ihrer Kamera darauf, dass diese solide und wasserdicht ist und einen Staubschutz aufweist. Um Berge richtig in Szene zu setzen, bieten sich neben der digitalen Spiegelreflexkamera Kompaktkameras mit einem ordentlichen Zoombereich oder die sogenannten Bridgekameras (Superzoomkameras) an. Um Gewicht zu sparen, lassen Sie feste Brennweiten am besten zu Hause und beschränken sich auf möglichst wenige Objektive. Empfehlenswert sind das Weitwinkelobjektiv (10 bis 18mm) und das Standardzoomobjektiv (18 bis 105 mm).

Zusätzlich können Sie verschiedene Filter mitnehmen. Der Polarisationsfilter sorgt beispielsweise dafür, dass die Farben besser dargestellt werden und reduziert den Einfluss von Dunst, während der Grauverlaufsfilter den Helligkeitsunterschied zwischen Boden und Himmel reduziert. Im Hochgebirge bietet sich die Verwendung des UV-Filters an.

Vermeiden Sie bei Ihrer Tagesplanung die Mittagssonne. Gegebenenfalls bietet es sich an, die Wanderrichtung anzupassen. Bevor Sie die Wanderung antreten, sollten Sie Ihr Equipment auf Funktionsfähigkeit überprüfen. Die Akkus sollten geladen und sorgfältig überprüft werden. Neben Ersatzakkus dürfen auch zusätzliche Speicherkarten nicht fehlen.

Tipps für das perfekte Bergfoto

  • Weniger ist häufig mehr. Auch wenn die Natur in alle Richtungen überwältigend ist, sollten Sie anstatt alles zu fotografieren Ihre Aufmerksamkeit auf individuelle Punkte richten und sich bewusst einschränken. Versuchen Sie Emotionen einzufangen.
  • Wechseln Sie öfter die Position, aus der Sie fotografieren. Klettern Sie auf Felsen, legen Sie sich auf den Boden oder gehen Sie in die Hocke. Dabei aber natürlich unbedingt auf Ihre Sicherheit achten!
  • Machen Sie Bilder durch viele Schichten interessanter. Nutzen Sie Vorder-, Mittel- und Hintergrund.
  • Nutzen Sie vorzugsweise den manuellen Fokus. Machen Sie nicht nur Weitwinkelaufnahmen. Detailaufnahmen können ebenfalls verzaubern.
  • Fotografieren Sie zur Abwechslung mal mit Stativ. Erzeugen Sie Belichtungsreihen aus denen Sie später HDR-Bilder erstellen können.
Schneebedeckte Berge

Licht, Lichtverhältnisse, Belichtung

Arbeiten Sie mit den drei bekannten Lichtreglern Blende, Belichtungszeit und ISO-Einstellung.

Die Blende reguliert die einfallende Lichtmenge. Je größer die Blendenzahl ist, desto kleiner ist die Öffnung und desto weniger Licht fällt ein. Dadurch wird die Tiefenschärfe beeinflusst. Durch eine kleine Blendenweite werden einige Motivteile verschärft dargestellt, während andere Motive in Hinter- oder Vordergrund verschwimmen.

Die Belichtungszeit hingegen gibt an, wie lange Licht auf den Bildsensor fällt. Eine lange Belichtungszeit birgt die Gefahr der Verwacklung durch die Kamera oder Motivbewegung. Wenn Sie eine Bewegung einfrieren möchten, sollten Sie kurze Verschlusszeiten nutzen.

Der ISO-Wert gibt die Lichtempfindlichkeit des Bildsensors wieder. Bei schlechten Lichtverhältnissen können Sie den ISO erhöhen, um eine lange Belichtungszeit zu vermeiden. Dennoch sollten Sie mit dem ISO-Wert vorsichtig umgehen, da ein zu hoher ISO-Wert zu Bildrauschen führen kann.

Beachten Sie beim Fotografieren in den Bergen die «Riesensoftbox» in Form des Himmels. Um keine ausgefressenen Lichter zu bekommen, sollten Sie immer auf die Lichter belichten. Bei digitalen Kameras und Schnee sollten Sie nicht auf die Tiefen belichten. Nutzen Sie an grauen Tagen eine Graukarte für den Weißabgleich. Überdies sollten Sie Gegenlicht vermeiden. Es ist besser die Sonne im Rücken zu haben. Sie können aber auch eine Gegenlichtblende benutzen. Überbelichtung können Sie zusätzlich eliminieren, in dem Sie den Schnee- oder Strandmodus Ihrer Kamera nutzen.

Die Drittel Regel

Der Goldene Schnitt sorgt für ein bestimmtes Teilungsverhältnis einer Strecke oder Fläche, die in der Betrachtung als angenehm und natürlich wahrgenommen wird. Die Drittel Regel sorgt für eine harmonische Bildaufteilung mit Spannung und Bewegung. Dazu wird das Bild horizontal und vertikal in gleichgroße Drittel geteilt.

Gewichten Sie den Erdteil stärker. Setzen Sie den Horizont beispielsweise auf die obere horizontale Drittellinie. Außerdem sollte der Himmel nicht mehr als ein Drittel des Bildes einnehmen. Wichtige Bildelemente werden aus der Mitte gerückt und an den Linienschnittpunkten platziert. Experimentieren Sie mit der Anordnung des Hauptmotivs. Akteure sollten Sie beispielsweise nicht in der Bildmitte platzieren. Achten Sie zusätzlich darauf, dass diese sich möglichst ins Bild hineinbewegen und ins Bild schauen.

Kreuz auf dem Gipfel eines Berges

Führende Linien nutzen

Suchen Sie nach diagonalen Linien. Es ist ein einfach anzuwendender Trick, der eine starke Wirkung erzielt. Durch die Nutzung markanter Linien verleihen Sie dem Foto eine gewisse Dynamik. Da bevorzugt von links nach rechts gelesen wird, bietet es sich an, führende Linien von der linken oberen oder unteren Bildecke beginnen zu lassen. Die Linien beeinflussen den Blick des Betrachters und wo dieser mit seinem Blick endet. Als solche Linien eignen sich zum Beispiel Zäune oder Wanderwege.

Probleme und deren Behebung

Wenn Sie kleinere Fehler, wie z.B. Über- oder Unterbelichtung, auch noch im Nachhinein kompensieren möchten, sollten Sie Ihre Fotos im RAW-Format aufnehmen. Im Gegensatz zu JPEG-Format-Aufnahmen bietet RAW viel Nachbearbeitungspotenzial. Dynamik, Kontrast und Farben können Sie aus RAW-Dateien im Nachhinein herausholen. Beachten Sie, dass RAW-Dateien größer sind und Sie mehr Speicherplatz benötigen.

Die Bergtour ist schon geplant, aber schlechtes Wetter naht? Lassen Sie sich davon nicht die Laune verderben. Schlechtes Wetter bringt interessante auftürmende Wolkenformationen rund um Bergmassive mit sich.

Wenn die Farben durch schlechte Lichtverhältnisse nur flau herüberkommen, können Sie die Bilder retten, indem Sie aus farbigen Bildern schwarz-weiß Aufnahmen machen. Dazu erhöhen Sie den Kontrast, reduzieren die Belichtung und heben die Weißtöne an.

Fazit

Die Hochgebirge dieser Welt haben zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten unglaubliche Fotokulissen zu bieten. Nutzen Sie für besondere Aufnahmen die Goldene Stunde. Die Zeit vor Sonnenuntergang und nach dem Sonnenaufgang hält wunderschöne Lichtspiele bereit. Sobald Sie längere Belichtungszeiten wählen, sollten Sie das Stativ nutzen.

Unterschiedliches Wetter sorgt für unterschiedliche Fotostimmung. Schlechtwetter bringt durch bedrohliche Wolken und markante Gipfel eine gewisse Dramatik mit sich, während warmes Nachmittagslicht harmonische Bergpanoramen hervorzaubert. Geheimnisvolle Motive erhalten Sie an bewölkten Tagen. Nebel verstärkt das Mystische zusätzlich.

Das Wichtigste ist, dass Sie Ihre Kamera und die einzelnen Werkzeuge in und auswendig beherrschen. Dies bezieht sich allerdings nicht nur auf die Bergfotografie. Nur so können stimmungsvolle Momente von kurzer Dauer ideal eingefangen werden. Belichtung, Fokussierung und Bildaufbau sind drei Faktoren, die Aufnahmen entscheidend beeinflussen. Ihrer Kreativität sind bei der Fotografie von Bergen keine Grenzen gesetzt. Spielen Sie mit den verschiedenen Parametern und Perspektiven, aber denken Sie an Ihre eigene Sicherheit. Kein Foto ist es Wert, ein Risiko einzugehen.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf fotos-fuers-leben.ch.

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