rechts: Platte des ersten Fotos, eine Heliografie von Nicéphore Niépce | links: Bearbeiteter Abzug der Platte [Public Domain]
rechts: Platte des ersten Fotos, eine Heliografie von Nicéphore Niépce | links: Bearbeiteter Abzug der Platte [Public Domain]

Geschichte der Fotografie - Teil 1:

Erste Fotografien von 1839 bis 1880

Es war Montag, der 19. August 1839 – die Geburtsstunde der Fotografie. Die Akademie der Wissenschaften und die Akademie der bildenden Künste luden die Pariser Öffentlichkeit ein. Erfahren Sie im ersten Teil der Geschichte der Fotografie alles über die Camera Obscura, die erstmalig zeigte, wie man Momente bildhaft einfangen und festhalten konnte.

Test

Das erste Foto der Welt

Bereits dreizehn Jahre zuvor gelang es Joseph Nicéphore Niépce mit einer Camera Obscura das erste Foto der Welt nicht nur aufzunehmen, sondern auch zu fixieren. Das Resultat ist die berühmte Heliografie auf der Zinnplatte „Blick aus dem Arbeitszimmer von Le Gras“ (französisch „La cour du dolmaine du Gras“), die auch heute noch vollständig erhalten ist.

Auf einem nachbearbeiteten Abzug des Bildes erkennt man wesentlich deutlicher das geöffnete Fenster links, daneben das Taubenhaus und dahinter einen Baum. In der Mitte zeichnet sich ein Dach ab und rechts ein Kamin. Es dauerte acht Stunden, das Bild aufzunehmen. Die lichtempfindliche Zinnplatte, auf der das Foto aufgenommen wurde, ist 20 x 25 cm groß. Niépce schloß sich 1829 mit Louis Daguerre zusammen, um an der Erfindung weiterzuarbeiten. Allerdings verstarb Niépce vier Jahre später und Daguerre verbesserte das Verfahren alleine – bis zur Verkündung der Daguerreotypie am 19. August 1839 durch die Akademie der Wissenschaften und die Akademie der bildenden Künste in Paris.

 

Die Begründer der Fotografie

Joseph Nicéphore Niépce

Portrait von Joseph Nicéphore Niépce [Public domain]
Portrait von Joseph Nicéphore Niépce [Public domain]

Joseph Nicéphore Niépce entstammte dem französischen Großbürgertum. Schon bald nachdem er die französische Armee aus
gesundheitlichen Gründen verlassen musste, widmete er sich der Idee, Bilder der Camera Obscura festzuhalten. 1816 schrieb
er an seinen Bruder: «Ich werde mich um drei Dinge kümmern: Erstens der Wiedergabe der Gegenstände mehr Schärfe zu
verschaffen, zweitens die Farben umsetzen und drittens sie schließlich fixieren, was nicht das Einfachste sein wird.
Aber wie Du es richtig formulierst, fehlt es uns nicht an Geduld, und mit Geduld schafft man alles.» Bis zu seinem Tod
1833 beschäftigte er sich fortan damit, geeignete Verfahren zu entdecken, um die Bilder einer Lochkamera zu verewigen.
Das gelang ihm erstmals 1826 mit der Heliografie «Blick aus dem Arbeitszimmer».

Louis Jacques Mandé Daguerre

L.J.M.Daguerre von Jean Babtiste Sabarier Blot fotografiert [Public domain]
L.J.M.Daguerre von Jean Babtiste Sabarier Blot fotografiert [Public domain]

Daguerre wurde bereits eine Generation vor Niépce geboren. Er absolvierte zunächst eine Architekturlehre, bevor er sein Talent als Direktionsmaler am Theater entfalten konnte. Der Durchbruch kam mit der Gründung eines sogenannten Dioramas – einer abgedunkelte halbdurchsichtige Schaubühne. Durch den Einsatz der Camera Obscura interessierte er sich bald auch für die Fixierung von projizierten Bildern, experimentierte herum und lernte schließlich Niépce kennen. Nach dessen Tod 1833 perfektionierte er dessen Methode der lichtbeständigen Fotografie. So entstand die Daguerreotypie, welche 1839 erstmals einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt wurde und heute als Geburtsstunde der Fotografie gilt.

Boulevard du Temple, Paris, 3. Arrondissement, Daguerrotypie (ungespiegelt) [Public Domain]
Boulevard du Temple, Paris, 3. Arrondissement, Daguerrotypie (ungespiegelt) [Public Domain]

Daguerreotypie

Die Daguerreotypie war das erste praktische Verfahren, um Fotografien dauerhaft zu fixieren. Alle angefertigten Fotografien sind aufgrund der Herstellungsweise Unikate. Eine umgebaute Camera Obscura besitzt hier einen Einschub für eine Kassette. Diese beinhaltet eine jodbedampfte, versilberte Kupferplatte, die circa 20 Sekunden belichtet wird. Die lichtempfindliche Silberjodidschicht ist zunächst unsichtbar. Nach der Aufnahme wird die belichtete Platte sofort unter Quecksilberbedampfung in der Dunkelkammer entwickelt und mit einer Zyankali-Lösung fixiert.
Die anschließende luftdichte Versieglung hinter einer Glasplatte schützt die Quecksilberschicht vor  Berührungen und Oxidation. Das Ergebnis ist ein lichtbeständiges, seitenverkehrtes, hellgraues Bild. So schön die Errungenschaft der dauerhaften Bildgebung auch war, zwei entscheidende Nachteile hatte das Verfahren: Die Daguerreotypie ist aufgrund der verwendeten Edelmetalle Silber und Kupfer eine sehr teure Form der Fotografie und war somit den wohlhabenderen Schichten vorbehalten. Ein weiterer Nachteil war das frühe Ableben vieler
Fotografen wegen der Zyankali- und Quecksilberdämpfe.

Neben der Daguerreotypie entwickelten sich noch andere fotografische Verfahren:

  • Heliografie (um 1822)
  • Talbotypie (auch Kalotypie, um 1835)
  • Ambrotypie (um 1850)
  • Ferrotypie (auch Blechfotografie, um 1850)
  • Kollodium-Nassplatte (um 1850)
  • Wothlytypie (1864)

Die rasante Entwicklung der Fotografie nach 1840

Nach der Veröffentlichung der Daguerreotypie in Paris verbreitete sich
das Verfahren rasch in der ganzen Welt. Portraits von Personen und
Landschaften konnten jetzt viel schneller festgehalten werden als durch
Maler. Für die Maler wiederum war die Fotografie ein legitimes
Hilfsmittel beim Anfertigen von Gemälden. Edouard Manet, Courbet oder
Gauguin tauschten ihre Skizzenbücher gegen fotografische Aufnahmen als Grundlage für ihre Kunstwerke. In den 1840er Jahren entstand ein regelrechter Hype um die Fotografie und zahlreiche Foto-Ateliers öffneten. Gleichzeitig entwickelte der Engländer William Henry Fox Talbot die Kalotypie und meldete das Verfahren zum Patent an. Die Daguerreotypie und die Kalotypie beruhen beide auf der Nutzung des Sonnenlichts, um Fotografien zu erzeugen. Dennoch sind es zwei sehr unterschiedliche Methoden. Während Daguerre Platten aus Zinn, später aus Glas, als Trägermaterial einsetzte, benutzte Talbot Papier. Letztendlich hat es Talbots Verfahren in abgewandelter Form bis in die heutige Zeit geschafft.

Ambrotypie auf Schwarz-Weiß-Hintergrund | ©Roi Boshi CC BY-SA 4.0-3.0-2.5-2.0-1.0
Ambrotypie auf Schwarz-Weiß-Hintergrund | ©Roi Boshi CC BY-SA 4.0-3.0-2.5-2.0-1.0

In der 1840er Jahren ist es kaum möglich gewesen, Kopien von Fotografien anzufertigen. Dieses gelang erst mit dem 1851 durch Frederick Scott Archer entwickelten «Nassen Kollodiumverfahren». Es vereinte gute Bildqualität mit Kosteneffizienz und löste die Daguerreotypie und die Kalotypie aus den 1840er Jahren ab. Das entstandene Negativ konnte problemlos umkopiert und so vervielfältigt werden. Allerdings war das Fotografieren durch die Selbstpräparation der lichtempfindlichen Platte kurz vor der Belichtung und der sofortigen Entwicklung im Anschluss mit einem erheblichen Aufwand verbunden. Wirklich mobil waren die Fotografen so nicht – die Ausrüstung wog zum Teil mehr als 100 Kilogramm.Ab dem Jahr 1871 wurde das Fotografieren auf Gelatine-Trockenplatten immer populärer. Bereits 1875 wurden die Trockenplatten industriell hergestellt und erfreuten sich vor allem bei Amateurfotografen grosser Beliebtheit. Ihr Vorteil bestand in der guten Lagerfähigkeit und dem geringeren Kaufpreis gegenüber den Nassplatten, was das Fotografieren massentauglicher machte.

Lesen Sie im 2. Teil alles zur Industrialisierung der Fotografie  und wie das Foto von der Platte auf die Rolle kam.

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