Geschichte der Fotografie - Teil 3:
Die Fotografie ab 1925
„Ich entscheide hiermit: Es wird riskiert“ – mit diesen Worten begann 1924 der nicht vorhergesehene Erfolg der ersten Kleinbildkamera Leica. Ernst Leitz II beschloss damit die von seinem Mitarbeiter Oskar Barnack konstruierte Kleinfilmkamera in das Programm aufzunehmen. Erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde diese Sensation 1925 auf der Frühjahrsmesse „Kino, Foto, Optik und Feinmechanik“ in Leipzig. Das Risiko hat sich gelohnt, denn ab dem Frühjahr 1925 hat sich das Aufnahmeformat 24 x 36 mm als das weltweit am meisten verwendete durchgesetzt. Hier begann eine Revolution der Fotografie. Im dritten Teil der Geschichte der Fotografie erfahren Sie alles über die Kleinbildkamera Leica und die mutigen Personen dahinter.
Wie es zur Leica kam
Im Jahr 1914 konstruierte Oskar Barnack die erste Kleinbildkamera als Schnappschusskamera, die im wahrsten Sinne des Wortes Entdeckungstouren mit der Kamera erleichtern sollte. Denn mit ihrem handlichen Format war sie ein alltäglicher Begleiter. Ernst Leitz II begab sich im selben Jahr auf eine USA-Reise. Alles „im Auge behalten“ konnte er dabei durch das erste Exemplar der Kleinbildkamera, der späteren so genannten Ur-Leica, mit der er intensiv alles fotografierte, was ihm auf seiner Reise begegnete. Beeindruckt von der Ur-Leica, sollte sich Oskar Barnack 1920 nochmals dieser Kleinfilmkamera annehmen und diese zusammen mit Max Berek, der das passende Objektiv dazu anfertigte, weiterentwickeln. Hier liegt die historische Geburtsstunde der ersten Kleinbildkamera Leica. Trotz wirtschaftlicher, finanzieller und technischer Risiken zu dieser Zeit, beschloss Ernst Leitz II die Kamera in die Produktion aufzunehmen. In einer Zeit von Massenarbeitslosigkeit sowie fehlenden Kenntnissen in der Fertigung einer Kamera, die aus 190 Einzelteilen bestand, war dies ein grosses Risiko. Doch dieser Mut wurde mit Erfolg belohnt – es entstand ein vollkommen neues fotografisches System. Die Leica löste die oft schweren und klobigen Plattenkameras für statische Einzelaufnahmen ab und überzeugte durch ihr relativ leichtes Gewicht und ihre handlichen Grösse. Schnell wurde die Leica ein Verkaufsschlager und der Schnappschuss eroberte die Fotografie.
Die mutigen Personen hinter der Leica
Ernst Leitz II
Nach seiner Lehre zum Feinmechaniker und einer kaufmännischen Ausbildung im väterlichen Unternehmen übernahm er 1920 als Alleingesellschafter das optische Unternehmen Leitz. Zunächst widmete er sich der Entwicklung neuer Mikroskope. Mit der von seinem Mitarbeiter Oskar Barnack entwickelten Kleinbildkamera und den Wechselobjektiven von Max Berek schaffte er den weltweiten Durchbruch.
Oskar Barnack
Barnack arbeitete als Feinmechaniker in der Firma von Ernst Leitz. Er gilt als Erfinder der 35 mm -Kleinbildkamera. Ab 1914 fotografierte er intensiv mit dem von ihm entwickelten Prototypen – später bekannt als Ur-Leica.
Die Entstehung des Blitzlichtes
Schon ziemlich früh war klar – ohne gutes Licht können keine guten Aufnahmen entstehen. Kurze Zeit nach der Entwicklung der ersten Kleinbildkamera konnte Johannes Ostermeier 1928 mit der Entdeckung der Blitzlichtbirne eine wahre Erleuchtung hervorbringen. Zur Erzeugung von Blitzlicht entzündete er reines Magnesium oder Aluminium in einer Blitzlicht-Birne. Mit ihr war es möglich, sehr kurze aber auch sehr helle Lichtblitze zu erzeugen. Ein grosser Nachteil lag allerdings darin, dass einmal genutzte Blitzlichtbirnen nicht wiederverwendet werden konnten. Als weitere Erleichterung entwickelte Dr. Bruno Lange zusammen mit der Firma P. Gossen in Erlangen 1932 den ersten deutschen Belichtungsmesser. Damit war es möglich, die Helligkeit eines Motivs zu messen. Die daraus resultierenden Daten waren wichtig für die Belichtung und Einstellungen an der Blende. Ende der 1930er Jahre gelang es Harold E. Edgerton, Professor am Massachusetts Institute of Technology schliesslich, das erste Elektronenblitzgerät herzustellen, das mithilfe einer Blitzröhre einen kurzen, sehr hellen Lichtblitz erzeugte. Damit war es erstmals möglich, rasch aufeinanderfolgende Blitzaufnahmen zu erstellen. Der erste Fotoapparat mit eingebauter Blitzsynchronisation
war 1935 die Exakta Modell B der Firma Ihagee in Dresden.
Im nächsten Teil der Reihe erfahren Sie mehr über die Erfindung des Farbfilms, der die Fotografie noch einmal auf ein ganz neues Level hob.
Geschichte der Fotografie – Stand Juni 2016