Geschichte der Fotografie – Teil 5:
Die Spiegelreflexkamera
Die Entwicklung der Spiegelreflexkamera wie wir sie heute kennen dauerte stolze 320 Jahre. In dieser Zeit wurde die Kamera technisch immer besser und in ihrer Bedienung benutzerfreundlicher. Hinter ihrer Entwicklung stecken mehrere Persönlichkeiten, die sich ihrer annahmen. Die Spiegelreflexkamera – kurz auch als SR bezeichnet – ist eine Kamera, bei der sich ein wegklappbarer Spiegel zwischen Objektiv und Bildebene befindet. Vor dem Betätigen des Auslösers wird das Bild auf einer normalerweise horizontal liegenden Mattscheibe seitenverkehrt abgebildet.
Erfahren Sie in unserem fünften Teil zur Geschichte der Fotografie alles zur Entwicklung und Durchsetzung der Spiegelreflexkamera.
Die Entwicklung der Spiegelreflexkamera
Das Prinzip der Spiegelreflexion, mit dem die Spiegelreflexkamera arbeitet, wurde erstmals bereits 1686 durch den Optiker Johann Zahn beschrieben. Hier liegt der erste Meilenstein der über Jahrzehnte andauernden Entwicklung der Spiegelreflexkamera, an der im Laufe der Zeit immer mehr Personen beteiligt waren. Es dauerte noch rund 150 Jahre bis die erste Spiegelreflexkamera hergestellt werden konnte.
Johann Zahn demonstrierte mithilfe von Spiegeln und Linsen wie ein Bild umgelenkt und betrachtet werden könne. Damit waren die Anfänge für die Entwicklung der ersten Spiegelreflexkamera im Jahr 1861 durch den englischen Fotografen Thomas Sutton gelegt. Im Jahr 1893 erfolgte die Patentierung eines Wechselobjektives, was eine gute Weiterentwicklung für die Spiegelreflexkamera war. Kurz darauf ist die erste deutsche Kamera dieses Typs entstanden. Die Zeus-Spiegel-Kamera feierte ihre Geburtsstunde im Dresdner Richard-Hütting-Werk.
Eine der ersten Spiegelreflexkameras mit Klappmechanismus stammt aus dem Jahr 1895. Fritz Kricheldorff stellt diese unter dem Namen „Spiegel-Reflex-Klappcamera“ her, für die er 1910 ein Patent angemeldet hat.
In Dresden entwickelte die Firma Ihagee schliesslich die erste Kleinbild-Spiegelreflexkamera der Welt. Unter dem Namen „Kine Exakta“ wurde sie 1936 auf der Leipziger Frühjahresmesse der Öffentlichkeit präsentiert. Erfinder dieser Sensation war der aus Dresden stammende Konstrukteur Karl Nüchterlein. Dennoch war es der Kamera nicht möglich, das Sucherbild ohne Achsenspiegelung darzustellen. Erst durch die Erfindung des Dachkantenprismas 1931 durch Kurt Staudinger gelang eine Weiterentwicklung. Am 23. August 1943 war es dann erstmals möglich, mit einem Sucher auf Augenhöhe ein seitenrichtiges und aufrechtes Bild zu fotografieren. Diese Entwicklung ist dem Ungarn Jenő Dulovits zu verdanken, der auch die erste 35mm-Spiegelreflexkamera „Duflex“ entwarf. Diese Kamera ermöglichte es durch die Verwendung des ersten Rückschwingspiegels das Sucherbild unmittelbar nach dessen Aufnahme sichtbar zu machen.
Einäugige Spiegelreflexkamera mit Prismensucher (aufgeschnitten) / © Kolossos / Creative Commons
Wirklichkeitsgetreue Fotos für jedermann
In den 1950er Jahren konnte sich die Spiegelreflexkamera dann fest etablieren. Der Lichteintritt wird bei dieser Kamera im Sucher gespiegelt, wo der Fotograf schon einen ersten Eindruck des nachher entwickelten Bildes zu sehen bekommt. Der Umkehrspiegel klappt dabei beim Auslösen des Bildes beiseite, sodass der Lichtstrahl den Film belichten kann. Zusammen mit der Entwicklung des Farbfilms von Agfa im Jahr 1936 war es nun jedermann möglich, nahezu wirklichkeitsgetreue Fotos von seiner Umgebung zu machen.
Die 1960er Jahre als Jahre der Elektronik
Die Entwicklung der Spiegelreflexkamera in den 1950er Jahren war ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Fotografie. Dennoch war damit die Weiterentwicklung der Technik noch lange nicht abgeschlossen. In den 1960ern wurde noch einmal eifrig an neuen Technologien gearbeitet. Die ständige Verbesserung und Optimierung der Technik sowie die Verwendung von immer mehr Elektronik liess die Kameras im Laufe der Zeit immer komfortabler werden. Die 1960er Jahre gelten daher auch als die Jahre der Elektronik und Automatisierung. Mit den Jahren wurde dieser Zeit eine immer grösser werdende Bedeutung zugeschrieben.
1963 sollte ein weiterer Meilenstein die Fotografie-Welt revolutionieren. Die Firma Canon stellte die erste Kamera mit automatischer Schärfeeinstellung vor. Rund 10 Jahre später gelang es dann der Firma Rollei die erste vollautomatische Kamera herzustellen, mit der es möglich war, Belichtungszeit, Blende und Schärfe selbständig und automatisch zu regeln. 1973 wurde die Rolleiflex SLX ausgewählten Journalisten im Werk in Singapur und 1974 auf der Photokina vorgestellt. Produziert werden sollte sie jedoch erst im Jahr 1976. Da dieses Modell noch einige Mängel aufwies, erschien 1978 dann die überarbeitete Version der Rolleiflex SLX. Diese Entwicklung der Elektronik sollte sich als wahre Erleichterung für jeden Fotografen herausstellen.
Der Entwicklung geht vom digitalen Foto wieder zum Sofortbild. Im
sechsten Teil der Reihe erfahren Sie alles rund um die Trendkamera von Polaroid.
Geschichte der Fotografie – Stand Juni 2016