Sterne fotografieren: dynamische Linien statt Punkte
Der Anblick, der am Nachthimmel leuchtenden Sterne verzaubert den Betrachter und erweckt den Eindruck unendlicher Weiten. Einen strahlenden Sternenhimmel eindrucksvoll festzuhalten, ist selbst für fortgeschrittene Fotografen eine echte Herausforderung. Dabei gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, wie der Sternenhimmel auf einem Foto dargestellt werden kann. Eine spannende Herangehensweise ist die Langzeitbelichtung (>30 Sekunden) des Sternenhimmels. Aufgrund der Erdrotation lässt sie die Sterne in ungeahnten Formen und Schweifen erstrahlen.
Wie Ihnen tolle Aufnahmen von Sternspuren gelingen und was Sie dabei beachten sollten, erfahren Sie in diesem Artikel.
Die richtige Vorbereitung
Während gelungene Aufnahmen bei Tag vor allem der eigenen Kreativität und Spontanität entspringen, verlangen Aufnahmen bei Nacht eine gute Vorbereitung und Planung. Damit Ihre Mühe am Ende mit gelungenen Bildern des nächtlichen Sternenhimmels belohnt wird, gilt es deshalb einige Dinge zu beachten.
Lohnenswert ist es, sich im Vorfeld des Shootings über die vorherrschenden Wettergegebenheiten zu informieren. Aufnahmen in regnerischen und wolkigen Nächten beeinträchtigen die Sichtbarkeit des Sternenhimmels deutlich und sollten deshalb vermieden werden. Auch die Sichtbarkeit des Mondes im gewählten Bildausschnitt kann das Ergebnis Ihrer Aufnahmen beeinträchtigen, da der helle Mondschein vom eigentlichen Motiv ablenkt.
Weiterhin sollten Sie den Ort, an dem die Aufnahmen später entstehen sollen, bereits zur Tageszeit aufsuchen und eine geeignete Position zum Fotografieren bestimmen. Damit der Sternenhimmel am Abend klar erscheint und nicht durch die sogenannte Lichtverschmutzung beeinträchtigt wird, sollte im besten Fall fernab von Städten oder grösseren Ortschaften fotografiert werden.
Planen Sie Ihre Zeit zum Fotografieren möglichst grosszügig ein. Aufgrund der Langzeitbelichtung, kann es einige Stunden dauern bis der gewünschte Effekt auf den Bildern eingefangen ist. Für Ihr eigenes Wohl sollten Sie daher auch an warme Kleidung, Proviant und eine Sitzmöglichkeit denken.
Ausrüstung für Nachtaufnahmen
Für Aufnahmen bei Nacht eignen sich besonders Vollformatkameras, da diese auch bei höheren ISO-Werten dunkle Bildbereiche rauscharm darstellen können. Aufgrund der langen Belichtungszeiten, welche niedrigere ISO-Werte ermöglichen, können jedoch auch die vergleichsweise günstigeren Halbformatkameras gute Ergebnisse erzielen.
Wie schon bei der Fotografie von Landschaften eignen sich auch beim Fotografieren des Sternenhimmels Weitwinkelobjektive besonders gut. So können grössere Ausschnitte des Himmels abgebildet werden und eindrucksvolle Aufnahmen entstehen.
Unverzichtbar für die Fotografie bei Nacht, oder bei der Fotografie mit Langzeitbelichtung im Allgemeinen, ist der Einsatz eines Stativs. Darüber hinaus empfiehlt es sich auch einen Fernauslöser zu benutzen, welcher im besten Fall über eine Einrastfunktion verfügt. Dies ist vor allem dann praktisch, wenn Belichtungszeiten eingestellt werden, die über 30 Sekunden hinausgehen.
Aufgrund der langen Belichtungszeit und Betriebsdauer der Kamera sollte der Akku vollständig aufgeladen sein. Für längere Shootings kann es ausserdem hilfreich sein, wenn Sie einen Ersatzakku dabeihaben.
Kameraeinstellungen für gelungene Aufnahmen
Bei der Fotografie des Sternenhimmels können die vorzunehmenden Kameraeinstellungen je nach verfolgtem Ansatz variieren. Während die Fotografie statischer Sterne etwa auf eine offene Blende, Belichtungszeiten von 15 bis 30 Sekunden und hohe ISO-Werte setzt, verlangt die Fotografie von Sternspuren eine andere Vorgehensweise
Grundsätzlich fällt die Einstellung der Belichtungszeit und des ISO-Werts anders aus.
Während 30 Sekunden meist die maximale Belichtungszeit für eine Darstellung der Sterne als Punkt darstellt, benötigt es für die Abbildung von Sternspuren entsprechend mehr Zeit. Fotografiert wird deswegen im sogenannten BULB-Modus. Dieser ist begrifflich an die frühe Zeit der Fotografie angelehnt, bei der eine Langzeitbelichtung noch über das wiederholte Betätigen eines Blasebalgs realisiert wurde. Der BULB-Modus lässt sich, je nach Kameramodell, auf unterschiedliche Art und Weise aktivieren. In den meisten Fällen müssen Sie dazu im manuellen Modus (M) eine Belichtungszeit >30 Sekunden auswählen. Anschliessend wird so lange belichtet, wie der Auslöser betätigt wird. Somit lassen sich gezielt bestimmte Belichtungszeiten erreichen, auch solche, die mehr als 30 Sekunden betragen.
Aufgrund der länger gewählten Belichtungszeit kann ein niedrigerer ISO-Wert gewählt werden, als bei der Fotografie statischer Sterne. Dies trägt vor allem dazu bei, dass dunkle Bildbereiche weniger von unschönem Bildrauschen betroffen sind und das Bild insgesamt schärfer wirkt.
Die Einstellung der Blende lässt sich je nach Situation variieren. So kann beispielsweise bei einem lichtstarken Objektiv eine weit offene Blende gewählt werden, was wiederum die Wahl des nächst niedrigeren ISO-Werts begünstigt. Für noch stärker ausgeprägte Sternenschweife und eine noch längere BULB-Belichtung lässt sich aber auch eine kleinere Blende verwenden. Um die für Ihre Situation passenden Einstellungen zu finden, sollten Sie daher einfach verschiedene ausprobieren.
Bei Langzeitbelichtungen empfiehlt es sich grundsätzlich die Spiegelvorauslösung der DSLR einzuschalten. Diese Funktion bewirkt, dass bei jedem Auslösen zuvor der Spiegel umgeklappt wird und verhindert dadurch, dass Schwingungen die Schärfe Ihrer Aufnahmen beeinträchtigen. Achten Sie ausserdem darauf, den Bildstabilisator ihres Objektivs auszuschalten, da dieser bei Stativgebrauch keinen weiteren Nutzen verspricht und eher kontraproduktiv sein kann. Speichern Sie die Bilder im Dateiformat RAW ab, um auch im Nachhinein noch Änderungen daran vornehmen zu können.
Fazit
Das Fotografieren von Sternen als Streifen statt Punkten ist eine interessante Vorgehensweise, um den nächtlichen Sternenhimmel auf Fotos dynamischer erscheinen zu lassen. Bei längeren Belichtungszeiten führt die Erdrotation dazu, dass die Sterne auf den Bildern einen Schweif nach sich ziehen. Wichtig für diese Art der Fotografie ist eine gute Vorbereitung. Um die Sternspuren überhaupt einfangen zu können, muss auf eine Langzeitbelichtung zurückgegriffen werden. Häufig kommt es dabei zu Belichtungen, die mehr als 30 Sekunden andauern und dann nur noch über die BULB-Funktion erreicht werden können. Aufgrund der langen Belichtungsdauer können, je nach Anwendungsfall, ISO-Werte im dreistelligen Bereich eingesetzt werden. Trotz Empfehlungen ist es häufig nötig, die einzelnen Einstellungen durch Experimentieren aufeinander abzustimmen, um so die passenden Einstellungen für die gegebenen Bedingungen herauszufinden. Die Nachbearbeitung der RAW Dateien kann die Wirkung auf den erzielten Aufnahmen im Nachhinein noch einmal verbessern.