Lost Places Spezial – Wagons & Züge
Mächtige Maschinen, die wie vergessen, verwildert und von den Jahren gekennzeichnet auf verlassenen Bahnhöfen und Gleisanlagen stehen – Ausrangierte Züge sind nicht nur für Eisenbahnfans einen Besuch wert, sondern ziehen auch begeisterte Fotografen an. Verwaiste Wagons und Gleisbettanlagen sind beliebte Fotomotive für die Lost Places Fotografie. Wir geben dir Hinweise, wie du passende Locations findst und beeindruckende Bilder schiesst.
Besonderheit bei verlassenen Gleisanlagen und Wagons
Scheinbar verlassene Bahnhöfe sind nie wirklich herrenlos und selten frei zugänglich. Daher ist das Einholen einer Genehmigung Pflicht, um keinen Hausfriedensbruch zu begehen. Achte wie immer auf deine Sicherheit und darauf, dass du nichts zerstörst oder beschädigst. Besondere Vorsicht ist bei verlassenen Gleisen geboten, die scheinbar ins Nichts führen. Nicht jede scheinbar verwaiste Bahnstrecke ist tatsächlich stillgelegt. Hier ist es sehr wichtig, sich vorab zu informieren, ob noch Bahnverkehr stattfindet, bevor man sich zum Fotografieren auf die Gleise begibt.
Zugfriedhöfe finden
Es gibt nicht viele solcher Eisenbahnfriedhöfe, denn oft weichen die Anlagen moderneren neuen Bahnhöfen und ausrangierte Wagons werden verschrottet. Dennoch gibt es einige gut gehütete Plätze, an denen man solche schlafenden Riesen finden kann. Am besten findest du solche Orte, wenn du zunächst online nach Fotos von alten Bahnhöfen oder Zügen suchst. Viele Fotografen teilen die Ergebnisse ihrer Lost Places Fotografie in Foren oder auf eigenen Webseiten. So kannst du dich mit ihnen austauschen und vielleicht den Standort der Fotomotive in Erfahrung bringen.
Einige verlassene Bahnhöfe in denen Wagons stehen, sind jedoch bekannt. Doch hier möchten wir nochmals betonen, dass du dich vor dem Fotografieren von Lost Places immer eine Genehmigung des Eigentümers einholen sollten. Wir haben ein paar Locations für dich zusammengetragen:
Bahnknoten Etzwilen (Thurgau)
Der ehemalige Bahnknoten in Etzwilen in Thurgau war zwischen den 1870er und 1960er Jahren eine bedeutende Anlage für den internationalen Güterverkehr. Als dieser immer mehr auf die Strassen verlegt wurde, verlor der Bahnknoten an Bedeutung. Endgültig stillgelegt wurde der Bahnverkehr im Jahr 2004. Heute nutzt die SBB die Gleise als Abstellfläche für vorrübergehend nicht genutzte und endgültig ausrangierte Wagons, die auf ihre Verschrottung warten.
Züge Kaiseraugst (Aargau)
Die Gemeinde Kaiseraugst befindet sich im Kanton Aargau. In der Rinausstrasse 380 stehen einige alte, teilweise kaputte Wagons. Da diese auch bei Graffiti-Künstlern sehr beliebt sind, sind die ausrangierten Wagons hier teilweise zu ganz besonderen Lost Place Motiven geworden.
Zugfriedhof Le Locle (Neuenburg)
Auf dem Zugfriedhof Le Locle im Kanton Neuenburg nahe dem Gebäude in der La-Coté-des-Billodes 4 lassen sich sehr viele Züge und Wagons finden. Die ausrangierten Wagen sind phasenweise bewacht, da der Vandalismus an solchen Orten immer mehr zu nimmt.
Verlassener Bahnhof Baden Oberstadt (Aargau)
In Baden Oberstadt im Kanton Aargau findest du zwar keine Wagons, aber den verlassenen Bahnhof vor. Die Gleise sind gut erhalten und das Bahnhofsgebäude steht noch.
Eisenbahntunnel «Grabenkeller» (St. Gallen)
Unterhalb von St. Gallen unter dem Blumenbergplatz liegt ein fast vergessener Eisenbahntunnel. Seit über 100 Jahren fahren hier keine Züge mehr. Die Strecke wurde nach dem 1912 fertig gestellten Rosenbergtunnel zu grossen Teilen zugeschüttet. Ein kleiner Teil blieb als Tunnel erhalten. Nach der Nutzung als Weinkeller, Feuerwehrübungsplatz und Partykeller steht er heute leer und wartet auf seine weitere Bestimmung. Möchtest du hier Fotos machen, wende dich am besten direkt an die Stadt und erbitte Zugang.
Locations für Lost Places werden grundsätzlich gut gehütet und nur an tatsächlich interessierte Urbexer (private Forscher des städtischen Raums und von Lost Places) weitergegeben. So schützt die Community solche Orte vor Vandalismus. Es lohnt also in jedem Fall, Fotografen von Lost Places Motiven nach einem Hinweis für einen solchen Ort zu fragen.
Verlassene Wagons als Fotomotiv
Die Lost Places Fotografie lebt davon, den Zustand und Verfall des jeweiligen Objektes unverändert abzubilden. Die Stimmung ist meist eine Mischung aus Wehmut und Andacht, für diese längst vergessenen Orte. Beim Fotografieren von verlassenen Wagons oder Bahnanlagen rückt die Kraft und Grösse der Züge in den Mittelpunkt. Um diese auf den Bildern festzuhalten, eignet sich das Fotografieren aus der Froschperspektive. Je näher du dabei an den Wagen herantretest, desto effektvoller wirkt er im Bild. Nicht nur der Blick von aussen bietet spannende Sichtweisen, auch ein Blick in einen Wagon ist lohnenswert. Das Betreten stillgelegter Züge ist jedoch selten möglich bzw. wird selten gestattet.
Beim Bildausschnitt darfst du die Drittelregel ruhig vernachlässigen und die Bahn oder die Gleise stattdessen mittig positionieren.
Kameraeinstellungen für das Einfangen von Zugwagons
Um die Wirkung der riesigen Maschinen aus Stahl richtig einzufangen, muss im Motiv nahezu alles scharf abgebildet sein. Mit einem Standartobjektiv, wie beispielsweise dem Kit Objektiv, erreichst du dies mit einer geschlossenen Blende ab einem Blendenwert von f/11 und höher. Um den mangelnden Lichteinfall auszugleichen, muss die Belichtungszeit erhöht und ein Stativ zu Hilfe genommen werden. Da es sich um unbewegte Objekte handelt, kannst du die Belichtungszeit in Ruhe anpassen. Nutze die kleinste Brennweite deines Objektivs, um den Zug im Ganzen abzubilden. Das Kit Objektiv, nicht selten mit einer Brennweite von 18 bis 55 mm, deckt nicht nur den Bereich des Normalobjektives (50 mm), sondern auch einige Brennweiten im Weitwinkelbereich ab.
Unter Weitwinkel werden Objektive mit einer Brennweite unter 50 mm verstanden. In der Regel wirst du keinen grösseren Bildausschnitt benötigen, als das Kit Objektiv hergibt. Allerdings ist die Verwendung eines speziellen Weitwinkelobjektivs, im Bezug auf die Schärfentiefe, von Vorteil. Ein Weitwinkelobjektiv ist trotz weit geöffneter Blende in der Lage, einen grösseren Schärfebereich in der Aufnahme abzubilden. Dadurch musst du die Blende nicht zu weit schliessen und können die Belichtungszeit verkürzen.
Für Detailaufnahmen, sowohl aussen als auch innen, kannst du grössere Brennweiten verwenden. Möchtest du beispielsweise ein bestimmtes Detail in den Fokus stellen, kannst du die Blende soweit wie möglich öffnen, um ausreichend Hintergrundunschärfe zu erzeugen. In diesem Fall solltest du deine Belichtungszeit verkürzen, um die Aufnahme nicht zu überbelichten. Weitere Tipps für gelungene Lost Places Aufnahmen findest du auch hier.
Eine weitere beliebte Methode, um alte Maschinen aufzunehmen, sind HDR aufnahmen. Dies sind Aufnahmen mit einem besonders hohem Dynamikumfang, den du nur durch eine Belichtungsreihe erzeugen kannst. In unserem Artikel «Ein HDR-Bild aus einer Belichtungsreihe erstellen» erfährst du, wie es geht.
Fazit
Verlassene Bahnhöfe und Wagons versprühen eine besondere Magie. Die ausrangierten und vergessenen Kolosse lassen uns erahnen, wie viel Kilometer sie durch das Land fuhren und auf ihren Wegen Güter und Menschen miteinander verbanden. Beim Fotografieren von solchen Lost Places geht die Sicherheit immer vor. Eine Besonderheit stellt hier die Zuständigkeit dar. Viele Bahnanlagen oder Wagons sind nicht herrenlos, sondern gehören meist grösseren Betrieben oder werden verpachtet. Sich vorab eine Genehmigung zum Fotografieren zu holen ist daher Pflicht, um keine Straftat zu begehen. In weiteren Artikeln zum Thema Lost Places geben wir dir dazu weitere Hinweise.
Bedenke beim Fotografieren von Lost Places ausserdem immer: «Nimm‘ nichts mit, ausser Fotos und hinterlasse nichts, ausser deiner Fussspuren.»